von Ingmar Mollner

…..fast hätt ich ihn geknackt – den beinahe 2 Jahrzehnte alten Vereinsrekord im Marathon – 2:42:10 aufgestellt von Heinrich Enz!!

Ich geb’s zu – ich hatte es auf ihn abgesehen und es wäre vielleicht mit ein bisserl mehr Risiko möglich gewesen!! Aber mehr dazu etwas später!

DIE VORBEREITUNG:
Die Vorbereitung zum Marathon war perfekt! Ich hatte Zeit (bin gerade in Karenz zu Hause), war nicht verletzt und auch von längeren Verkühlungen bin ich verschont geblieben! Auf ein Baby aufpassen ist eigentlich an sich schon die optimale Marathonvorbereitung – aktive Erholung beim täglichen Spazierengehen – was ich oft getan habe / passive Erholung beim Mittagsschlaferl – was ich sehr oft getan habe / Krafttraining beim Hochheben und Herumtragen – was ich am öftesten getan habe!! Bleibt nur mehr das Laufen und das geht halt nur wenn das ganze Haus noch schläft – also in den frühen Morgenstunden – aber ein Frühaufsteher war ich eh schon immer!! Bin auf ca. 90 – 100 Wochenkilometer gekommen – also eh noch halbwegs überschaubar!!

Mit den Vorbereitungswettkämpfen war ich grundsätzlich ganz zufrieden – Pama Sommernachtslauf 10km in 35:15 / Wachau Halbmarathon in 1:17:34 aber es zeichnete sich ab, dass der Vereinsrekord knapp nicht zu schaffen sein wird!! Der vorletzte Tempodauerlauf im Marathontempo (3:50 min/km) ließ mich aber wieder träumen – die 14 km gingen echt locker – Durchschnittspuls am letzten km 155!! Der letzte TDL hingegen hinterließ kein gutes Gefühl
– 8 zache, recht windige Kilometer und Puls am letzten km bei 162!!

Also was tun am Marathontag???

Abwarten und eine Woche vorher schon halbstündlich schauen ob jetzt 15km/h oder doch nur 14 km/h Wind angesagt sind! Ganze Woche war für Sonntag immer am meisten Wind angesagt – und plötzlich am Samstag steht nur mehr 6km/h! Das identifiziere ich als Zeichen – ich probier’s einfach – scheiß drauf – so lange dafür trainieren und dann den Schwanz einziehen geht nicht!

DER MARATHON:
Trotz des regnerischen Wetters ist wirklich eine gute Stimmung! Ich hab gut geschlafen, bin motiviert und verblüffender Weise auch nicht nervös – merke ich daran, dass ich nicht alle 5 Minuten sondern nur alle 10 Minuten pinkeln muss!! Der erste Kilometer – ich muss mich wirklich zurück halten dass ich nicht zu schnell anfange – trotzdem 3:42 – der 2-te passt dann schon mit 3:49 perfekt! Puls fühlt sich sehr gut an – hab die Pulsanzeige auf meiner Uhr aber abgedreht, damit ich nicht schon auf den ersten Kilometern zum grübeln anfange, sollte der Puls zu hoch sein – will versuchen auf mein Gefühl zu hören! Bei Kilometer 3 läuft die schnellste Dame (Karin Freitag) mit einem Pulk an Leuten vorbei und ich entschließe mich da mal anzuhängen – besser gemeinsam in der Gruppe als einsam alleine unterwegs – denk ich mir! Das Tempo ist eigentlich zu schnell – 3:45 – aber es fühlt sich super an! Die Kilometer laufen nur so dahin – fühlen sich wie halbe Kilometer an – perfekt!

1/3 ist geschafft – da laufen plötzlich ur viele Kinder vor unseren Füßen herum – etwas unglücklich denken wir – aber scheinbar wurde eine Absperrung vergessen zum aufstellen und die armen Kids mussten 7 statt 4,2 km laufen – quasi wie wenn ich 70 statt der 42 km laufen müsste – Horrorvorstellung!!

Dauert aber nicht lange und wir sind wieder alleine auf der Strecke! Zeitverlust: vernachlässigbar!

Ein bisschen Smalltalk mit Manuel Potzinger (übrigens sein erster Marathon – wau – sein Traum ist mal 2:14 zu laufen – ein ehrgeiziger junger Mann, dem es nach Internet Recherche aber durchaus zuzutrauen ist) und Karin Freitag  (bekanntlich eine der besten Frauen in Österreich) lässt die Kilometer wie im Fluge vergehen und schon gehen wir beim Halbmarathon mit 1:20:44 durch! Alles voll im Plan! Die nächsten Kilometer gehen noch flott dahin – zwischenzeitlich sind wir fast eine 3/4 Minute vor dem Vereinsrekord aber ab km 30 werden wir etwas langsamer! Ich fühle mich immer noch voll gut und denke dass ich schneller laufen könnte aber ich traue mich nicht aufs Tempo zu drücken und fühle mich auch so wohl in der Truppe und alleine laufen wer weiß, wer weiß!

Km 37 – das war mein Standard Longjog im Training – länger bin ich das letzte Mal 2010 gelaufen! Aber kein einziger negativer Gedanke im Kopf – was ist das für ein Marathon – kein Mann mit dem Hammer ist ja ein Traum!! Ob ich noch im Plan bin weiß ich leider nicht mehr, da der smalltalk seit km 34 eingestellt wurde und ich auf meiner Uhr seit ich länger als eine Stunde unterwegs bin nur mehr Stunden und Minuten auf meiner Anzeige sehe – ohne Sekunden und das bei einem Sekundenkrimi! Kommt davon, wenn man einen Tag vorher die Anzeigefelder der Uhr ändert!

Bei km 39 muss Manuel leider etwas abreißen lassen und Karin macht Tempo! Ich bleibe dran und packs nicht dass es nur mehr 3 km sind!
Am letzten Kilometer passierts dann doch noch ur plötzlich und nicht erwartet wollten die Haxen auf einmal nicht mehr richtig (muskuläres Problem) – der einzige Kilometer über einen 4-er Schnitt – 4:14 – als ob sie (die Haxen) gedacht hätten, sie können nach 2h42 die Arbeit einfach einstellen! Hätten sie auch können wären sie vorher schneller gelaufen!

Ich laufe durchs Ziel mit einer Zeit von 2:43:33 (Gesamt 10.ter / 1.ter in meiner Altersklasse / gut eine Minute hinter dem Vereinsrekord) – Emotionen pur – aber nix gegen die Emotionen als ich eine halbe Stunde später Nicole und Leo drücken konnte – da ist mir der Restschweiß aus den Augen geschossen – geteilte Freude ist halt doch die schönste Freude!

Bin mit der Zeit voll zufrieden auch wenn ich den Vereinsrekord nicht gebrochen habe! Pulsmäßig wäre er im Nachhinein betrachtet eventuell möglich gewesen – nach 10km 158 / nach 20km 162 / nach 30km 165 / nach 40km 172! Durchschnittspuls 164! 168 hätte ich mir auch zugetraut!

Da ich bald wieder arbeiten bin werde ich voraussichtlich keinen zweiten Versuch starten! Ich habe aber Leo in der Karenzzeit das Laufen schon beigebracht – also spätesten in 20 Jahren ist es dann soweit!!

Noch eine kleine lustige Geschichte! Nachdem ich eine Goldmedaille bei der Siegerehrung erhalten habe wollte ich die Zeit und Namen eingravieren lassen! Die müssen mir die Mutterrolle schon regelrecht angesehen haben: eingraviert wurde  IRMGARD MOLLNER!!

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