Endlich … meine erste Langdistanz. Quasi im dritten Anlauf, da ich die letzten beiden Jahre aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigung mehr Tiefen als Höhen hatte. Dieses Jahr konnte ich immerhin 4 Monate ohne Unterbrechung trainieren. In der Vorbereitung konnte ich bereits zwei Halbdistanzen (IM St. Pölten, WEM in Litschau) erfolgreich finishen.

Am Vorabend die Startunterlagen abgeholt, und gleich wieder die ärgsten Geschichten über die LD zu hören bekommen. Na toll, als ob ich nicht schon genug Sorgen hätte … jetzt schnell wieder den Kopf freibekommen. Zuhause 10-fach die Checkliste überprüft, und 12 Powerbar Gels kunstvoll am Oberrohr befestigt. Früh zu Bett gehen … Fehlanzeige.

03:32 bin ich schon wieder wach, Wecker läutet erst um 04:00. Leichtes Frühstück mit Kaffee und auf geht’s nach Podersdorf. Um 05:40 bereits fertig eingecheckt. Die Sonne geht langsam auf, der See ist spiegelglatt. Perfekte Bedingungen also. Ich unterhalte mich vor dem Start noch mit einigen Athleten, wir versuchen uns gegenseitig mit unzureichenden Trainingsumfängen und Leistungen zu „überbieten“ 😉

07:00 Schwimmstart gemeinsam für HD und LD. Ich habe die äußere Linie gewählt, um dem Trubel einigermaßen aus dem Weg zu gehen und es gelingt mir auch einigermaßen. Genervt hat mich das ständige Stehen und Gehen vieler Athleten im nicht allzu tiefen Neusiedlersee, teils auch über größere Strecken. Da kann ich schon fast Stolz sein, den Boden erst wieder beim Schwimmausstieg berührt zu haben. Nach 1h14min hatte ich die beiden 1,9 km Runden absolviert und war soweit genau im Zeitplan. Gemütlich geht es in die WZ.

Auf der Radstrecke geht es dann ordentlich zur Sache, aber ich lasse mich nicht mitreißen und fahre brav Runde für Runde meine Pace. Aufgrund der guten Bedingungen konnte ich im Schnitt sogar 15 Watt weniger fahren als geplant. Wie schon in anderen Berichten erwähnt wird leider sehr viel „gepackelt“, hatte manchmal das Gefühl bei einem RM dabei zu sein. Die Wettkampfrichter hatten alle Hände voll zu tun. Nur auf den letzten Runden waren sie kaum noch zu sehen, was wiederum einige Athleten auf der LD zu nutzen wissen. Die 180km vergingen schneller als gedacht, und nach 5h36min war ich abermals in der WZ.

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Jetzt geht der Spaß erst richtig los!

42km Laufen, meine Lieblingsdisziplin. Ganze 565 Trainings-km dieses Jahr, 4 Mal ein wenig über 20km gelaufen und 97kg „Muskelmasse“ ;-). Und dann sind da noch die neuen Schuhe die ich vor 2 Wochen gekauft habe. Egal …

geraldld1
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Die Beine fühlen sich beim Laufen erstaunlich frisch an dafür, dass ich schon über 7h unterwegs bin. Die ersten 10 km laufe ich ganz entspannt, dank Garmin GPS nicht zu schnell, weil rein vom Gefühl her viel zu langsam. Ich träume schon von einer sub 12h Zeit. Aber dann … bei km 12 nehme ich noch ein Iso + Gel zu mir, plötzlich Übelkeit. Das Laufen fällt mir schwer, bei km 15 kann ich nicht mal mehr einen Schluck Wasser trinken. Auch die Hitze nimmt ständig zu, von den prognostizierten Wolken ist nichts zu sehen. Bei der nächsten Labe probiere ich ein Stück Wassermelone, scheint das einzige zu sein was ich im Moment vertrage … nur leider für heute aufgegessen. Immer wieder probiere ich einen Schluck, aber der Magen macht komplett dicht. Ich muss in dieser Zeit viel gehen, aber da bin ich bei weitem nicht der Einzige. In der Not zuzel ich an den grauslichen Schwämmen, damit mir der Mund nicht komplett austrocknet. So geht es dann bis ca. km 30, ab da geht es schon langsam wieder besser. Auf der letzten „Hölle und zurück“ Runde verträgt der Magen sogar wieder etwas Cola und ich kann das Lauftempo wieder einigermaßen aufnehmen. Durch das viele Kühlen habe ich leider wieder viel Wasser in die Schuhe bekommen. Die Blasen am rechten Fußballen fühlen sich jetzt an wie ein Lauf über glühende Kohlen. Aber da muss ich jetzt durch, und Richtung Ziel wird das Tempo noch einmal ordentlich gesteigert. Jetzt wirkt wahrscheinlich schon das Adrenalin und die Endorphine, ich spüre plötzlich kaum noch Schmerzen und die Beine fliegen auf den letzten beiden km. An meinem Grinser von einem Ohr zum anderen sehen auch die Fans an der Strecke bereits, dass ich es bald geschafft habe und gratulieren, feuern noch einmal ordentlich an. Nach 12h26min erreiche ich das Ziel auf Rang 137 (AK 28). Meine erste LD und mein erster Marathon zugleich. Ein Wahnsinn welche Strapazen man für diesen einen Glücksmoment auf sich nimmt, aber sie sind es auf jeden Fall wert 🙂

geraldld2
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Was bleibt? Zumindest mal kein orthopädischer Totalschaden wie befürchtet 😉 Aber auf jeden Fall die Lust auf mehr. Podersdorf wir sehen uns sicher wieder!!!

geraldld4
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