Das Rennen meines Lebens ….
endlich, nach 3 durchwachsenen Triathlonjahren (Knie-OP 2017) kann ich endlich dieses Ironman-Zertifikat von einem Bekannten, dessen Zeit ich unbedingt unterbieten wollte, vom Kühlschrank abnehmen. Die zu unterbietende Zielzeit war 09:56:47 …. welche ich dann um 1min7sec unterbieten sollte, aber dazu später …
Bis St.Pölten (159 CTL) war ich super auf Kurs für meinen ersten Ironman, obwohl wenn ich sagte “ich will’s unter 10h schaffen” habe ich oft seltsame Blicke geerbt – hatte ja null Ahnung was auf mich zukommen würde – zwar habe ich sehr viel Zeit investiert, bin aber noch nie einen Marathon gelaufen. So viele Fragen, klappt es mit der Ernährung am Rad und beim Laufen, muss ich ein WC aufsuchen, wieviele Minuten wird mich dass kosten usw. – Dann noch die Krankeit nach St.Pölten (Nebenhöhlen wiedermal zu), 1 Woche Antibiotika – danach haben sich die Trainings angefühlt, so als wären meine ganzen Lauf und Radkilometer einfach nicht mehr vorhanden – ich muss sagen, die “glückliche” Quali zur WM hat mir aber den selbst auferlegten Druck für meine erste Langdistanz etwas genommen – habe auch nicht mehr an SUB10 gedacht und auch nicht mehr als Ziel ausgesprochen – ich wollte nur mehr “ohne gehen” unter 11h finishen.
Renntag:
Ich habe früh morgens zum Glück nicht in TrainingsPeaks gesehen, -31CTL (=128) gegenüber St.Pölten hätten mich sicher noch nervöser gemacht – dann noch der Wind der deutlich zu spüren war … angesagte 7km/h waren das sicher nicht – naja, vielleicht legt er sich ja noch – ich sah schon die Wellen vor mir…
Mit dem Auto gings um 4:30 Richtung Wechselzone.
Letzter Radcheck: diesmal war der Hinterreifen (in St.Pölten der Vordere) das Problem – Verschluss ging nicht auf, so drehte sich das ganze Ventil raus und die Luft war auch weg… gelernt aus dem Fehler in St.Pölten hatte ich nun einen Ventilschlüssel dabei mit dem ich dann alles wieder zum “Laufen” brachte.
8,5 Bar rein, hoffentlich hält das Ventil – weiter zum Run-Bag, Schuhe/Socken/Gels rein und wieder raus aus aus der Wechselzone  – bin dann mit der Pumpe bewaffnet nochmal rein und hab den Druck erneut geprüft – passt – ich war beruhigt für ein paar Minuten danach gings zum Start und zu meiner Lieblings Disziplin ggg

  • Facebook

Die Verabschiedung von meiner Freundin und meinen Eltern war sehr berührend – ich wollte eigentlich bei Ihnen bleiben und einen schönen gemütlichen Tag verbringen – aber dass war der Tag, an den ich in sooooo vielen Trainings und Träumen gedacht habe … da musste ich jetzt durch!
Schwimmen:
hab mich für den alten Neo entschieden, weil beim neuen sich das Navi in St.Pölten paar mal ausgeschalten hat gggg
Hab mich voll motiviert ganz am Anfang in der 1:10er Box hingestellt – bin dann aber doch in die schnellere Box gegangen wo ich Rainer getroffen hab und Wolfgang noch ein Foto von uns gemacht hat.
Ans Überschwommen werden wurde kein Gedanke verschendet, ich wollte es nur so schnell wie möglich hinter mich bringen.
Plötzlich werden die Menschen vor mir in der Schlange immer weniger – verdammt, Uhr aufdrehen – gerade noch rechtzeitg als ich dran war waren GPS und Gurt connectet – START – ging super dahin – immer die gelben Bojen anvisieren und versuchen in einem Schatten zu bleiben – gelang mir nicht so oft aber ich fühlte mich ganz gut – meine Devise war: schwimm die Hände leer, die brauchst dann eh nimma …
Eingang Lendkanal war dann interessant – viel Sand und Wasserpflanzen trübten das sonst so traumhaft klare Seewasser – Stellenweise konnte man den Grund unter sich vorbeiflitzen sehen – man spürte gleich im Kanal gehts etwas wilder und schneller dahin, Kontakte waren nun ständig zu spüren – dann endlich die orangen Bojen in Sicht – geil gleich geschafft – Rechtskurve sehr eng unter dem Baum genommen und raus – über die Matte und da hatte ich den ersten großen Grinser in meinem verdrückten Froschgesicht – 1:04 GEIL!!! Geplant hatte ich mit einer Zeit von 1:10 herum, dem Sog sei Dank 🙂 oder wars doch der alte Neo ggg
  • Facebook
erster Wechsel:
nach der langen Laufstrecke zum Bike-Bag ging der erste Wechsel wie von selbst – meine Rakete geschnappt und ab die Post …
Bike:
meine stärkste Disziplin – nur nicht übertreiben hab ich mir immer gesagt. Hab mir in den Wochen zuvor einen HF-Radplan zurecht gelegt, welchen ich auch 100% durchgezogen habe – eingentlich bin ich ja sehr wattfixiert, aber dass war mir etwas zu gefährlich, also blieb ich bei der guten alten HF-Variante ggg
Ging gut dahin bis auf meine Mickey-Mouse-Blase, die meldete sich bereits nach ca. 30km – nur nicht stehen bleiben und Variante2 wurde nicht trainiert und wollte es auch nicht riskieren DQ zu bekommen oder mein Rad zu vers….., also fuhr ich weiter …
Bergauf cool bleiben hab ich mir gesagt – wurde immer überholt, ging fast nie aus dem Sattel, bin einfach meine geplante max-bergauf-HF raufgetuckert – aber dann über die Kuppe gedrückt und in tiefe Aeroposition – alle die mich bergauf überholt haben hab ich dadurch stehen lassen und noch Meter gut gemacht. Konnte mich so in der ersten Runde von einer Gruppe absetzen, die zum Glück durch einen Schiedsrichter überwacht/zerissen wurde und so nicht mehr an mich ran kam.
  • Facebook

(c) FinisherPix

Zum Ende der ersten Runde bin ich wieder auf eine kleinere Gruppe aufgefahren, die ich dann mit etwas mehr Einsatz überholt habe um als erster zur Wende zu kommen.
Zweite Runde war deutlich weniger Verkehr, Blase wurde immer voller – weiter weiter, nicht dran denken – bei jedem Schluck aus meinen Flaschen wurde es schlimmer ….. nachdem ich all meine 3 Flaschen geleert hatte, war ich dann auch schon wieder in Klagenfurt angekommen …. jetzte noch meinen ersten Marathon überleben ….
  • Facebook

(c) FinisherPix

zweiter Wechsel:
ging super schnell – Helfer hat meinen vor mir am Boden liegenden Helm im Zelt genommen und in den Sack gepackt – bin mir bei dem Service wie ein Profi vorgekommen ggg – Chip runter, Socken an, Chip wieder rauf, Schuhe rein, Gels verstauen, Brille, Kappe los!
Run:
Wow, was ist denn Ta-los? – Pace bisschen unter 05:00 und HF blieb auch brav im Bereich … geil dachte ich mir, noch nicht mal fertig gedacht, lief mir ein kleines Mädchen kurz vor dem Restaurant im Bereich des Hafen’s in meinen Laufrhythmus – ich hielt Sie und stürzte mit Ihr auf die Kieselsteine – konnte Sie mit einer Hand noch gut halten damit ihr nichts passierte und mich mit der anderen Hand am Kies abstützen – hab Sie dann aufgerichtet und bin weiter gelaufen. Die vielen Leute am Rand haben geklatscht und mich angefeuert “weiter! nix passiert!” Dieser Stunt hat sicher witzig ausgesehen!
Mein mittlerweile 6-stündiges Blasenproblem war zu diesem Zeitpunkt auch schon wieder ganz vergessen – jedoch gab es bei km14 keinen Weg am Tixi-Klo vorbei – in meiner Euphorie hab ich einfach die Uhr gestoppt – warum weiß ich nicht – raus und weiter Richtung Innenstadt mit leichtem Gegenwind und gefühlt leicht bergauf. Rainer kam mir schon aus der Innenstadt entgegen, dürfte mich aber nicht gehört haben, als ich ihn anfeuerte.
Erste Runde geschafft, meine Lieben wieder gesehen und abgeklatscht – gab mir Kraft für das was noch kommen sollte ….
  • Facebook
Retour von Krumpendorf Richtung Zielgelände sah ich die 30km Marke auf meiner Uhr (hab mir die Auto-Runden auf 5km eingestellt, damit mich die Uhr nicht jeden Kilometer fertigt macht) – ein Blick auf die Gesamtzeit – eingerechnet der Klopause könnte ich die fehlenden 12km in einer Stunde schaffen wenn ich noch etwas Gas geben würde. Dann fiel mir ein, es war mein erster Marathon und ab km30 kommt ja der Mann mit dem Hammer …. der kann eh kommen, nur bin ich dann schon weg ggg
  • Facebook

(c) FinisherPix

In der Innenstadt angekommen rechnete ich wieder – ich muss mehr tun – ca. 4,5km beissen dann kann ich SUB10 schaffen – leicht bergab und mit Rückenwind wollte ich es dann unbedingt ins Ziel bringen – plötzlich kam mir Rainer entgegen und rief “ziehs durch!”
Das hat mich dann auch nochmal extra gepusht und ab da hab ich nur mehr überholt und mich durch die Laben gequetscht und mir die ergatterten Drinks irgendwie ins Gesicht geschüttet – kurz vorm verkehrten Zieldurchlauf hat mir Wolfgang noch SUB10 zugeschrien und mir auf den Rücken geklopft – ab da wusste ich es geht sich aus ….
Am Anfang der Zielgeraden hab ich noch bei meiner Freundin eingeklatscht und dann gings Richtung FINISH SUB10
  • Facebook

(c) FinisherPix

  • Facebook

(c) FinisherPix

Als ich Minuten später neben dem Zielbereich auf einer Bank mit einem Melonenstück in meiner Hand und 2 Becher Cola saß, fiel eine Last von meinen Schultern, die ich schon eine gefühlte Ewigkeit mit mir herum schleppte – Tränen standen in meinen Augen und ich war fertig, leer und gleichzeitig irre glücklich ….
Gedränge, raus aus dem Finisher-Bereich, dann sah ich meine Freundin und meine Eltern – wieder Tränen der Erleichterung und Freude.
Ich will mich bei meiner Freundin bedanken, obwohl wir wenig Zeit gemeinsam verbringen können, hat Sie immer für mich und meinen Traum zurückgesteckt – dafür will ich danke sagen, denn ohne Sie hätte ich es nicht geschaftt!
Danke auch an meine Eltern/Geschwister/Schwager/Schwägerin und die 3 Zwerge (Neffen) die wenig von Ihren Onkel die letzten Monate hatten.
Danke auch an alle Fan’s an der Strecke (aus Halbturn und vom Club) und an allle Whatsapp-Gratulanten und die via IM-App mitgefiebert haben!
Ganz besonders will ich mich noch bei Hanno und Wolfgang bedanken die mich beim Laufen extrem gepusht haben!  DANKE !!!!!
Fazit meines ersten IRONMAN und Marathon:
mach ich wieder 🙂

  • Facebook

Nachtrag 5.7.18:
erste lockere Radausfahrt bei ca.30° in der Heimat und ich hoffe ich hab mich nicht verkühlt denn
nun konnte ich in aller Ruhe alles erst so richtig verarbeiten und realisieren was ich geschafft hatte.
Bei jedem Gedanken an das Erlebte – die Gefühle und Emotionen durchzog ein irres kribbeln der Erleichterung meinem Köper ich bekam jedes mal eine Gänsehaut ….
Share This
X