Ironman 70.3 World Championship – Nelson Mandela Bay – South Africa – 1.-2.Sep.2018
Es begann in Zell am See beim Ironman 70.3 Ende August im letzten Jahr. Wolfgang wollte auch mal in Zell starten und somit hab ich mich entschlossen, zum dritten Mal dort anzutreten. Ist es doch sooo schön dort und ich hatte erstmals auch tolles Wetter! Tja und dann, wenn man es am wenigsten erwartet, passieren die schönsten Dinge 🙂 Ich hab mir den Slot für die WM 2018 geholt! Genau an unserem Hochzeitstag sollte die WM sein – in einem fernen Land – Südafrika! Wolfgang hatte zwar in Zell noch keinen Slot, aber das sollte sich bald ändern (die Geschichte kennt ihr ja schon 🙂 )
Unser Südafrika Urlaub beginnt 2 Wochen vor dem Wettkampf. Trainingstechnisch nicht die optimale Lösung bzw. nicht die beste Vorbereitung auf einen Wettkampf, aber durch den Schulbeginn am 3. September nicht anders möglich, wenn wir auch das Land erkunden wollen. Und das Land ist sehr schön, vor allem die Küsten und die „wilden Tiere“ sind beeindruckend. Die Straßen sind dagegen schlecht, zumindest fürs Radfahren – oder sind wir Österreicher einfach verwöhnt? Das Meer ist beeindruckend, die Brandung gewaltig …. Meine Angst – nein, mein Respekt vor dem Meer wird immer größer. Ich hoffe auf ruhigeres Wasser in Port Elizabeth.
Am Mittwoch treffen wir mit dem Wohnmobil in Port Elizabeth ein. Die einsamen Campingplätze sind jetzt Vergangenheit, überall tummeln sich Triathleten zwischen den Einheimischen. Hier kann auch wieder geradelt werden (Mein Power2max Wattmess-System ist leider ausgefallen und kann vor Ort auch nicht mehr repariert werden. Das nervt furchtbar. Trainiere ich doch seit vielen Jahren damit). Und hier kann man auch alleine laufen gehen (Stichwort: mein rechter Fuß schmerzt je nach Tagesverfassung und Belastung. Das macht mich unrund. Ursache? Fehlende Regeneration, da die Betten im Wohnmobil zu eng, zu klein und zu hart sind – Folge: Rückenprobleme). Tja, das heißt es jetzt alles auszublenden, es ist ein Wettkampf wie jeder andere ….. oder doch nicht?
Die Stimmung in Port Elizabeth ist ein Wahnsinn. Die Parade der Nationen, die Eröffnungsfeier …. Alles wird aufgesaugt! Ab dem Check-in am Freitagnachmittag bin ich dann so richtig nervös und zwar so wie noch nie. Wird mein Fuß halten? Werde ich am Rad (ohne Wattkontrolle) überpacen oder zu wenig geben? Wie komme ich mit der Strömung klar? Der Indische Ozean ist nicht zu vergleichen mit dem Mittelmeer. Beim Abendessen spreche ich kaum mehr, ich bin am explodieren vor Spannung. Ich hab mich so darauf gefreut und jetzt läuft gar nichts rund. Vor dem Einschlafen beruhige ich mich mit Musik und „positiven Sätzen“. Es funktioniert 🙂
Samstagmorgen 5:00 Uhr Tagwache. Ich freue mich auf diesen Tag! Wolfgang begleitet mich vom Eventgelände (und Parkplatz) zur T1. Ich mache mein Rad fertig und ….. muss feststellen, dass ich meine beiden Flaschen (1x mit Gel, 1x mit Iso) im Kühlschrank vergessen habe. Ich bin dem Heulen nahe. Nicht das noch. Wenn was schief geht, dann geht alles schief. Muss ich 3 Stunden von den Laben abhängig sein? Ist doch die Verpflegung am Rad wichtig für den weiteren Verlauf des Rennens ☹.
Die Wechselzone schließt. Es ist 7:30 Uhr. Start der Profis. Wolfgang läuft zurück zum Wohnmobil, holt Verena und meine „Flaschen“. Ich sitze vor der Wechselzone …. und könnte heulen. Die ersten Profidamen kommen aus dem Wasser. Jubel, Euphorie, Spannung – nur bei mir nicht. Ich bin sauer. Wie kann man nur so blöd sein! Was Nervosität alles ausmacht. Heute bin ich kein Vorbild für meine Athleten. Aber zum Glück sieht mich hier eh niemand (…. bis auf 2000 andere Triathletinnen).
8:15 Uhr – Wolfgang und Verena kommen – mit den Flaschen. Wolfgang will sie mir am Beginn der Radstrecke übergeben, sofern kein Wettkampfrichter in der Nähe ist. Das wäre dann ein DSQ. Wird das klappen? Wir gehen gemeinsam zum Schwimmstart. Mein Start ist um 9 Uhr mit der letzten Welle. Jetzt sollte ich mich endlich in Stimmung bringen, negative Gedanken beiseiteschieben und mich auf das Rennen konzentrieren. Selbstzweifel überwiegen …. noch. Hinein in die Startwelle. Wolfgang spricht mir motivierend zu. Ich schweige, kann kaum sprechen, die Stimmung knistert. Hey, das ist die WM! Hier sind keine Lulus am Start. Keine Anfänger. Keine Nachzügler. „Sei doch endlich fokussiert“ sage ich mir innerlich. „Ich will es, ich kann es, ich mache es“ – ich spreche zu mir – immer wieder. Die letzten Minuten. Tolle Stimmung, gute Musik, die Männer an der Seite, ich bin in der Reihe ganz links außen. Wolfgang sagt mir noch „Das ist die WM. Hier sind die Besten – und DU bist dabei!“ Danke. Jetzt hab ich’s verstanden. Fokus auf den Start. Nur mehr ein paar Sekunden. Lächeln kommt auf. Endlich! Pieps. Start. Ich laufe zum Wasser vor. Mein Herz pocht. Mädel, das ist die WM !!! Jetzt geht’s los!
Das Wasser ist perfekt. Etwas kalt. 16 Grad oder weniger. Egal. Hauptsache keine Pannen mehr. Strömung passt, Wellen zu Beginn sind geschafft, keine Meeresbewohner in Sicht. Was will man mehr. Pace wie immer bei mir, ich hab ja nur eine Einheitspace, egal ob Langdistanz oder Olympische. Am langen Weg zur T1 wird mir von Volunteers der Neo ausgezogen. Zwei Männer packen meine Beine und flutsch …. bin ich draußen. Das geht ratzfatz und war ur-lustig! Schnell zum Rad, die Spannung steigt …. werde ich meine Flaschen bekommen? Hinaus aus der Wechselzone, die Fahrt beginnt. Und da stehen sie 🙂 Verena mit der Österreich Fahne, dahinter Flo und Klaus mit der LTC Beachflag …. und Wolfgang mit den Flaschen. Das schönste Geschenk zum Hochzeitstag!!! Ich hab noch nie ein Geschenk bekommen, aber dafür heute: 2 Plastikflaschen mit viel Zucker! Jetzt bin ich happy 🙂
Radfahren geht so dahin, meist rauer Straßenbelag und eine leichte Ungewissheit, ob die Pace passt. Da ich innerhalb der letzten Welle weit hinten gestartet bin und noch immer nicht zu den besseren Schwimmerinnen gehöre, kann ich viele Damen überholen. Wettkampfrichter sind präsent. Aufpassen. Lieber einmal mehr Gas geben und nach vorne preschen bevor ich mich eventuell zurück fallen lassen muss. Einmal muss ich sogar bergab bremsen, da vor mir zwei Damen nebeneinander wie Zwillinge die Straße mit angehaltener Bremse blockieren. Na wo gibt’s denn sowas….
Die Landschaft ist schön, der Wind immer präsent, die Küstenstraße (bis auf den Belag) ist ein Traum, aber nur nicht zu viel zur Seite schauen :-). Leider sind nach dem Gegenverkehrsbereich schon immer weniger Mitstreiter zu sehen. Das ist eben der Nachteil der letzten Startwelle bzw. wenn der Start auf 90 Minuten ausgedehnt wird.
Zurück zur T2, das Rad wird dir beim Abstieg aus der Hand genommen. Die Volunteers zeigen dir den Weg durch die Wechselzone zur Laufstrecke. Kurzer Boxenstopp und erleichtert geht’s raus. Tolle Stimmung an der Laufstrecke. Es sind 2 Runden zu laufen, quasi wie ein Achter, mit zwei Anstiegen an den Wenden. Ich sehe die Österreich Fahne mit Wolfgang und Verena (Generell macht es heute Sinn, nach Rotem zu suchen). Mein Fuß ist ok, keine Schmerzen, aber im linken unteren Rücken baut sich eine Verhärtung auf. „Geh weg“ sag ich mir immer wieder. Und mein Satz „ich will es, ich kann es, ich mache es“ verfolgt mich seit dem Schwimmstart. Das hilft :-). Leider kann ich meine gewünschte Pace nicht laufen. Es ist, als würde keine Energie nach unten fließen. Die Pace gleicht fast der Pace der Langdistanz, obwohl ich immer andere Mädels überhole. Es fühlt sich auch gut an, aber meine Uhr zeigt mir was anderes. Egal. Ich bin hier und werde bald durchs Ziel laufen. Nur das zählt heute.
Im Zielkanal reicht mir Wolfgang dann die große Österreich Fahne. Puh…. bewegendes Gefühl! Am Ironman-Teppich lauf ich vor, den Zielbogen im Visier, die Fahne in den Händen – und freu mich riesig! Ich bin hier – und es ist sooo schön!
Gleich bekomme ich die schwere Finishermedaille und ein Helfer zeigt mir den Weg zum Finisher-Badetuch, -Kapperl und –Shirt. Kurzentschlossen nehme ich auch noch Finisher-Foto und Massage in Anspruch. Bei der ersten Bewegung hinunter zu meinen Füßen meldet sich gleich die Verhärtung im unteren Rücken wieder, die ich vorhin ausgeblendet habe. Noch dazu der Hüftbeuger vorne und eh klar – mein rechter Fuß. Man darf eben nicht älter werden. Aber das ist das Erlebnis Triathlon wert!
Fazit: Ein perfekt organisierter Wettkampf. Ich hab noch nie so viele Volunteers an der Strecke und in den Wechselzonen gesehen wie hier. Sie helfen dir beim Neo Ausziehen, beim Neo Einpacken, weisen dir den Weg zum Bike- und Run-Bag, zu den Toiletten und hinaus sowieso. Alle sind freundlich. Port Elizabeth – du verdienst zu recht den Namen „The friendly City“!
Am Abend gehen wir drei mit Flo und Klaus essen und ich darf ihnen von „meiner WM“ berichten. Ich hab’s jetzt hinter mir, aber die Burschen sind morgen früh dran. Ich freu mich drauf, an der Strecke zu stehen und nochmals die Stimmung aufzusaugen.
Das war sicher nicht meine letzte WM. Ich werde diesem Sport treu bleiben (solange es mein Körper zulässt). Wer weiß, welche Länder ich dadurch noch besuchen werde. Es ist einfach schön, das machen zu können, was man gerne macht. Noch dazu mit Familie und Freunden an der Seite 🙂
Meine Daten: 5:50:27
Swim: 39:20 / Bike: 3:11:03 / Run: 1:51:51 – AK45: 78. von 182