Mein Wiedereinstieg auf die Langdistanz

Der Tag begann um 4:00 Uhr früh, geschlafen habe ich zwar nichts, dafür Kopfschmerzen davon – sehr beruhigend – das ist bei mir fast immer so. 800 Kalorien habe ich geschafft zu essen/trinken, dann alles zusammenrichten und um 5:00 von unserer Unterkunft in Maria Wörth nach Klagenfurt. Einchecken, aufpumpen, alles noch immer in einer Routine wie vor 7 Jahren.

Mein letztes Langdistanzrennen war Hawaii 2012…

Meine Ziele für das Rennen? Durchkommen und so nahe an der 9 Stundenmarke zu finishen war meine Antwort auf die immerwiederkehrende Frage. Keine Ahnung eigentlich, mein Hinkebein – im wahrsten Sinn des Wortes – war das Laufen. Nur 40 km/Woche sind, dank einer Achillessehnenverletzung, eher eine bescheidene Ausbeute – daher großer Unsicherheitsfaktor. Schwimmen auch nur 2x/Wo, war bereits im Dezember mit meinen Tests so zufrieden, dass ich da sehr selbstbewußt bei dieser Frequenz blieb. Nur in den letzten 2 Wochen vor Klagenfurt hab ich zum besseren Wassergefühl einige Einheiten zusätzlich gemacht. Und sonst: kein Dehnen, Krafttraining in mikroskopischen Dosen, Rumpfstabi – da geh ich lieber radfahren….—-also eh alles wie seinerzeit (deshalb vielleicht Achillessehne 😉

In der Wechselzone mein Rad gecheckt – mein altes Scott Plasma, manuelle SRAM Red, Bremsen die ich selber einstellen kann, eine Zippettenscheibe, eine Aeroflasche, Aerohelm und ein Cocoon Razor – das waren die neue Investition in die 2. Disziplin.

Danke an meinen langjährigen Weggefährten Rainer Fuhrmann, der mich immer mit den neuesten Aeroinfos versorgt und ich mich nicht weiter darum kümmern muss.

Mit über 7000 Kilometern in den Beinen habe ich dem Radfahren die meiste Trainingsaufmerksamkeit geschenkt in den letzten 9 Monaten.

Etwas zu spät aufs Aerobike umgestiegen, hat mich die Sitzposition (Sattel) doch etwas länger (bis zum Schluß) beschäftigt. Doch der neue Spezialized Sattel ist zumindest für 3 Stunden im Training gut geeignet.

Mein Lauf- und Radsackerl habe ich noch eindeutig angemarkt um es gleich in der Wechselzone zu finden – danke Ivett….super Idee mit den angemalten Schnüren.

Die Anspannung kurz vor dem Start war dann doch da, mit Rainer startete ich dann ziemlich vorne den Rollingstart.

Und das ist doch gleich mal eine tolle Erfindung. Vor 7 Jahren, da startete ich meine letzte Langdistanz, gab es das noch nicht. Sehr gemächlich ging ich die ersten Meter im bacherlwarmen See an und kam schnell in einen guten Rhythmus, 2x konnte ich gut Wasserschattenschwimmen. Keine Ahnung während des schwimmens ob das jetzt schnell oder langsam sei. Beim Ausstieg keinen 1er vor der Minutenanzeige gesehen – das war für mich schon sehr flott. Wechsel auf das Rad – auf der Schnellstraße der ersten 90km Schleife habe ich mir kurz gedacht ob ich die Ruhepulszone schon verlassen habe?

Mein Vorhaben zwischen 220 und 230 Watt zu fahren konnte ganz locker eingehalten werden. Die Hügel und Berge fuhr ich sehr dosiert und vernünftig. Es war nie richtig hart, erst in der zweiten Runde gesellten sich ein paar Kollegen zu mir und ich hatte einiges zu tun um die Windschattenregelung einzuhalten. Unter 5 Stunden – war OK  und im Bereich meiner Erwartungen.

Der spannendste Teil am Schluß: das Laufen. Was wird meine Achillessehne zu meinem Vorhaben sagen und was kann ich laufen. Im Training habe ich mir gedacht 4:30/km sollten möglich sein (na ja ursprünglich ging ich sogar von 4:15 – zumindest am Anfang – aus).

Es ging gleich mal eher mühsam voran, nach 7 km eine Dixipause – ab dann ging es mir aber ganz gut. Den Garmin stellte ich gleich mal so um, dass ich keine Pace sehe. Ich laufe eh nur das was geht….und das ging die erste Runde wirklich gut – keine Ahnung wieder wie schnell ich war, aber selbst wenn ich es gewußt hätte ich wäre weder schneller noch langsamer gelaufen.

Das ging so bis ca 30km dann merkte ich die muskuläre Anstrengung zunehmend. Die fehlenden Laufkilometer machten sich also bemerkbar.

Es war dann schon schwer ein halbwegses Tempo zu laufen – aber ich lief einfach was möglich war. Die Achillessehne machte keinen Muckser.

Wolfgang versorgte mich immer mit den aktuellen Daten zu meiner Platzierung in der 50er Klasse (ja irgendwann denkt man nur mehr an die Altersklasse).

Nach 9 Stunden und 27 Minuten überquerte ich die Ziellinie und konnte dann einmal eine halbe Stunde von meiner Bank nicht aufstehen.

Mein Resumee ist ein sehr positives: Ich glaube dass ich noch nie so eine „relativ entspannte“ und gut eingeteilte Langdistanz absolviert habe. Es war einfach der große Respekt vor der Länge, der mich zu keinen unnötigen „Heldentaten“ währenddessen animiert hat.

Es ist zwar meine schlechteste Langdistanzzeit außerhalb von Hawaii, aber mit der kann ich ganz gut leben, da ich noch einiges an Potentiall im Jahr 2 meines „Comebacks“ sehe. „….nahe an die 9 Stundenmarke…“ ist für 2020 angepeilt – wo und wann weiß ich noch nicht so genau….

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