„Warum gerade Marbella?“ war die oft gestellte Frage. Die Entscheidung ist bereits im Spätsommer des vergangenen Jahres erfolgt und zwar aus mehreren Gründen:

  • Die verpasste Qualifikation für die 70.3 WM in Südafrika in Zell am See, die gleichzeitige Qualifikation von Renate und die damit verbundene Reiseplanung der gesamten Familie eben nach Südafrika (bin wahrscheinlich einer von wenigen Triathleten, die eine Reise zur WM gebucht haben bevor sie überhaupt qualifiziert sind) Somit geht die Reise nach RSA via ESP.
  • Marbella ist der erste Bewerb in Europa im Jahr 2018 und somit wären sich theoretisch noch 2 Halbdistanzen bis zum Ende der Qualimöglichkeit bis Anfang Juli ausgegangen.
  • Ich mag das Land und außerdem war in Spanien der indirekter Auslöser warum ich eigentlich mit Triathlon angefangen habe.

Schön war, dass sich mit Klaus ein weiterer Mitstreiter gefunden hat. Zu zweit macht’s einfach mehr Spaß und die Sache wird preislich auch etwas günstiger.

Marbella ist nämlich alles nur nicht billig. Es ist das Monaco oder Nizza in Spanien. Ferraris, Bentlys, Lamborghinis ohne Ende, Yachten so groß wie ein 3-stöckiges Gebäude, Menschen in Designerwäsch, an denen körperlich kaum noch etwas im Originalzustand ist. Also kurz um: der Platz der Reichen und Schönen. (Eigentlich sind die Schönen jetzt schon wieder zu Hause.)

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Es war der erste IM 70.3 in Marbella und somit eine weitere Herausforderung, da es keine Erfahrungswerte gegeben hat. Manche Pro Athleten, die hier bereits in den letzten Tagen trainiert haben, beschrieben die Radstrecke mit knapp 1500 Höhenmetern als eine der härtesten neben IM 70.3 Wiesbaden und IM 70.3 Barcelona. Nachdem ich beide schon absolviert habe wurde ich in dem bestätigt was ich ohnehin erwartet habe.

Den meisten Respekt hatte ich allerdings vor dem Schwimmen, aufgrund meiner Anfälligkeit für Seekrankheit. Am Samstag ist dann noch ein ordentlicher Sturm aufgekommen, der einerseits für anständige Wellen aber auch für sehr kaltes Wasser gesorgt hat, da der Atlantik ja quasi nur um’s Eck ist. Wenn’s blöd läuft kann das Rennen nach ein paar hundert Meter im Wasser zu Ende sein.

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Renntag:

Um 0600 Uhr sind wir in der WZ. Es regnet leicht. Der Wind ist noch kaum zu spüren, der kommt erst mit dem Sonnenaufgang, stark, aber nicht so heftig wie am Samstag. Es gelingt mir mit dem selbst auferlegten Druck recht gut umzugehen, die Nervosität hält sich überraschenderweise in Grenzen.

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Beim kurzen Einschwimmen merk‘ ich den Temperaturunterschied zu den Vortagen. Beim Fluten des Neos bleibt mir die Luft weg. Jetzt wissen wir warum einige mit Neohaube am Start stehen.

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Unmittelbar nach den Pros geht’s los. Erster Sturz des Tages, ausgelöst durch die erste Welle. Nix passiert. Die Orientierung ist schwierig, da die Bojen bei den Wellen nur immer kurz zu sehen sind. Wasserballkraul oben auf der Welle wäre angesagt. Die Seekrankheit bleibt aus. Das Schwimmen geht schnell vorbei. Zeit 25:13 (27.Pl AK) sagt aus, dass die Strecke um einiges kürzer war. Beim Rauslaufen aus dem Wasser pumpert die linke große Zehe gegen einen Stein. Da die Füße aber eh eiskalt sind spür ich kaum was.

Das Radfahren wird zu Mutprobe, denn nicht die Anstiege, sondern die Abfahrten sind die Herausforderungen. Trotz perfekten Asphalts und breiter Straßen ist der böige Seitenwind bei Geschwindigkeiten von über 70km/h net lustig. Ein normal profiliertes Vorderrad wäre heute die bessere Wahl gewesen. Eine Gradwanderung zwischen Risiko und Vernunft. Ich hab noch nie so viel Angst beim Radln gehabt.

Am Ende ist es gut gegangen. Zeit: 2:56:37 (17.Pl AK)

Dafür reiß ich in der WZ mit dem Rad in der Hand eine Brezn, dass sogar die Zuschauer kurzfristig still sind. Ich rappel mich auf, sammle mein Klumpert zusammen und erhalte Sonderapplaus und „Vamos“ – Rufe. Ausschauen tu ich wie ein Fleischhauer zu Dienstschluss. Beim Laufschuhanziehen sehe ich eine linke große Zehe (Schwimmausstieg) so blau wie eine Zwetschke. Adrenalin und ein ungebrochener Wille sind allerdings hervorragende Schmerzmittel.

2 Runden entlang der Strandpromenade, die Hälfte gegen den starken Wind bilden den Abschluss. Ganz gelingt es nicht mit Rückenwind einen Bonus herauszulaufen. Bis auf einen kleinen Einbruch im letzten Drittel verläuft der Halbmarathon ganz ok, wobei gegen Ende hin sich der harte Radsplit in den Oberschenkeln bemerkbar macht. Zeit: 1:36:00 (16.Pl AK)

Für einen Zieleinlauf mit Genuss bleibt heute keine Zeit – noch einmal wegen ein paar Sekunden verlieren brauch‘ ich kein zweites Mal. Gesamtzeit: 5:04:43 11. Platz in der Ak 50-54 „Das wird zu wenig sein für die Qualifikation“ sind die ersten Gedanken. Enttäuschung kommt auf. Jetzt beginnt das lange Warten auf die Slotvergabe.

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Um 19:49 Uhr ist die Folter vorbei. Die knapp 7 Stunden Warten waren schlimmer als die Zeit vor dem Start und das Rennen selber. Es geht sich aus. Der letzte Slot in meiner AK gehört mir. Ein paar Minuten später hat auch Klaus seinen hochverdienten Slot. Ein Wahnsinnstag für den LTC. Und vielleicht kommt ja noch wer dazu?!

Besonderer Dank gilt meinem Trainer Reinhard, der mich wiederum in besonnener Weise an dieses Ziel herangeführt hat. Nachdem ich ja in ziemlich vielen Sportarten, die ich in meinem Leben betrieben habe talentbefreit bin, habe ich  im Triathlon zumindest keine schwache Disziplin mehr. Dafür auch ein Dankeschön an Robert, der mich im Schwimmen immer wieder neue unerwartete Grenzen erleben lässt.

Danke an meine Mama, die wie schon in den letzten Jahren uns in unzähligen Stunden unterstützt hat und wieder den Sonntag vor dem Liveticker verbracht hat.

Danke an unsere Tochter Verena für ihr Verständnis und ihre Unterstützung!

Und Danke an Renate für das Mentalcoaching der letzten Monate, in denen sie nie am Gelingen gezweifelt hat.

Jetzt sitze ich auf der Terrasse schreibe diese Zeilen; alles tut mir weh. Aber bekanntlich wird der Schmerz vergehen – der Stolz aber bleibt!

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