Das Unterfangen Ironman Europameisterschaft Frankfurt beginnt völlig entspannt am Donnerstag mit der 7-stündigen Anreise per Auto. Den Fanklub (meine 2 Mädels) lasse ich dann am Freitag nach Schulschluss einfliegen.

Vor Ort gilt es dann die Radrunde zu besichtigen, was noch einmal mehr als 2 Stunden im Auto bedeutet.

Freitag folgt das Racebriefing, noch ein kurzes Koppeltraining und am Samstag Schwimmen, Klumpert zusammenpacken, Berge von Gels, Riegel und Saftln herrichten, einchecken und dazwischen permanentes Essen und Trinken.

Das mit dem Schlafen vor dem Wettkampf funktioniert bei mir eigentlich immer recht gut, allerdings als Fußballnarrischer muss man jetzt einen Mittelweg finden: Deutschland vs. Italien ist Pflicht, allerdings nur bis zum Ende der regulären Spielzeit – dann aber die Augen zu – hätt‘ ich mir vorgenommen – was aber ziemlich für die Fisch‘ war – denn um 00:15 Uhr sind dann die hupenden Autos durch Frankfurt gezogen!

03:30 Uhr läutet der Wecker – jetzt ist es vorbei mit der Entspanntheit.

05:00 Uhr in der WZ für die letzten Vorbereitungen, als der Sprecher sagt, dass die Profis ohne, die AK mit Neo schwimmen, da die Wassertemperatur über 23°C beträgt – Luft dafür gefühlte 10-12°C – mir ist saukalt!

06:40 Uhr Rolling Start für die AK – eine Erfindung die das Schwimmen entspannter machen soll und das Feld beim anschließenden Radfahren auseinander ziehen soll. Alle 2 Sekunden ertönt ein Signal und es gehen 10-15 Athleten ins Wasser. Davor sollte man sich gemäß seiner geplanten Schwimmzeit in einem Korridor anstellen. Ausgeschildert ist unter 1 Stunde, dann bis 1 Stunde 10‘ und so weiter.

Ich starte in der Gruppe bis 1 Std 10‘ und bin die ersten 1500m bis zum Landgang permanent am Zick-Zack schwimmen, weil da viel zu viele menschliche Bojen herumschwimmen (Pace: 1:44/100m). „Selbsteinschätzung“ bei vielen Teilnehmern– a Traum! Nach dem Landgang geht’s dann wesentlich besser (Pace: 1:40/100m)

Nachdem ich den Rolling Start jetzt nach St. Pölten zum 2. Mal erlebt habe, bin ich der Überzeugung, dass das zum „Krenreiben“ ist.

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Am Rad heißt es dann zunächst Vollgas! Die ersten 20km nach Frankfurt sind komplett flach, aber vor allem geht es darum mit dem nassen Einteiler ja nicht auszukühlen. Jacke anziehen? – nur über mei’ Leich – Aerodynamik beim Teufel und außerdem absolut unmännlich! Zur Radstrecke ist zu berichten, dass sie landschaftlich mit Klagenfurt nicht mithalten kann. Dafür gibt’s schlechten Asphalt (manchmal glaubst du bist in Ostanatolien unterwegs), bandscheibenunfreundliches Kopfsteinpflaster a la Paris-Roubaix. Als Entschädigung fährt man 2x durch Bad Vilbel (kennt kein Mensch) wo man durch einen Menschenkorridor förmlich den Berg hinaufgetragen wird. Da trittst 450 Watt und merkst es nicht. Die letzten 15km fängt es zu schütten an, was die flotte enge Strecke nach Frankfurt hinein auch nicht einfacher macht.

Marathon – jetzt beginnt die G’schicht eigentlich erst richtig: die ersten 300m aus der WZ auf Kopfsteinpflaster (dürfte in dieser Gegend sehr beliebt sein) – jetzt tut einmal alles weh und man ist geneigt Selbstmitleid aufkommen zu lassen. Auf der anderen Seite beflügeln die Massen an Zuschauern, die fast ununterbrochen an der Strecke stehen. Die Übergabe der Eigenverpflegung durch Renate läuft problemlos, wie auch schon auf der Radstrecke. Nach der höchst fälligen Dixiklopause finde ich rasch meinen Rhythmus und es geht planmäßig dahin. Nach 2 von 4 Runden schaue ich zum ersten Mal auf die Gesamtzeit und stelle fest, dass ich weit schneller unterwegs bin als geplant und sich eventuell eine Zeit unter 10 Stunden ausgehen könnte, wenn ich jetzt noch ein bisl draufdrücke. Nach einem 2km-Versuch zu forcieren beginnen dann Selbstgespräche: „Heast Depperta hör auf mit dem Blödsinn, sonst sichst ka Ziellinie, wenn auf einmal die Lichta ausgehen!“ Überzeugt von der inneren Stimme laufe ich dann die restlichen 18km ohne gröbere Probleme nach Hause. Allerdings was sich da auf den letzten 200m abspielt ist noch eine Stufe über den IM Klagenfurt zu stellen. Meine 2 Mädels werden noch abgeknutscht und dann über die Ziellinie gegangen. So was vergisst dein Leben nicht!

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Gesamtzeit: 10:04:42

Schwimmen: 01:04:33

Rad: 05:14:46

Lauf: 03:38:59

Für das Zustandekommen dieser Leistung war und bin ich von vielen Personen abhängig und sehr dankbar für deren Unterstützung:

Mein Trainer Reinhard Friesenbichler, der mich über mittlerweile 5 Jahre kontinuierlich aufgebaut hat. Der Weg, wohin auch immer er führen wird, stimmt!

Unser Obmann Robert Lang, der mich speziell beim Schwimmen entscheidend weitergebracht hat und dessen Erfahrungen ich wie mit einem Schwamm aufgesogen habe.

Meine Mama, die immer uneigennützig parat steht, wenn das zeitfressende Training zu absolvieren ist.

Meine Frau, wo es zwar keine Verständnisprobleme in Bezug auf Sport gibt, sie aber trotzdem Tochter, Firma, Training, Haushalt und grantelnden Ehemann managen muss.

Und vor allem bei meiner Kleinen, die mir mit ihrem Wesen unendlich viel Kraft gibt!

Vielen Dank!!

Ups der Bericht ist ein bisl lang geworden – war aber auch eine Langdistanz!

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