Nachdem wir ja letztes Jahr vom Linz Donautrail 35 (der dann doch 37km lang war) beflügelt waren, haben wir uns heuer ernsthaft für den 55km Lauf angemeldet. Den 35er haben wir ja mit unserer „Erfahrung“ doch relativ gut rüber gebogen- dass das bei dem 55er nicht klappt war uns aber von Anfang an klar.

Altbewährtes haben wir beibehalten, so klebte das Höhenprofil wieder ein ganzes Jahr auf unserem Naschkasterl und sollte uns bei jedem Griff erinnern, was wir alles die Berge hochschleppen müssen. Vieles haben wir aber auch angepasst. So haben wir zb sehr viele über 20km Läufe an den Wochenenden absolviert, ein paar wellige Läufe in Linz durchgezogen und auch den ein oder anderen Berglauf in Hainburg haben wir eingebaut. Najo und wenn man so 8x den Schlossberg rauf und runterläuft und auf 14km 700 Höhenmeter macht glaubt man ja sei einer gut vorbereitet- Dazu später noch mehr.

Einige Tage vor dem Lauf ist das Familienleben noch sehr entspannt. Meine Panikattacken halten sich in Grenzen. Bis zu dem Tag als Christoph (der Veranstalter) schon auf Facebook vor dem „Prinzensteig“ warnt und erwähnt, dass man unbedingt vor 18:00 durch Wilhering sein muss damit sich alles locker ausgeht. Da beginnt man schon mal ein bisschen unrund zu werden. Als wir dann am Freitag nach Linz aufbrechen und mir Horst auch noch prophezeit, dass dies sicher härter werden wird wie eine „Halbdistanz“ und dass dies dann sicher auch für mich schaffbar ist, denk ich mir zum ersten Mal: “Na oida… i glaub jetzt bist wirklich ganz deppat worden! Warum mocht ma sowas?!“

Am Samstag in der Früh gehst dann in die Linzerie. Wieder mal mit dem besten Taxi in ganz Linz ,meinem Papa, kommen wir überpünktlich an. Beim Startnummernholen stellt sich Christoph noch zu uns und quatscht ein paar Worte. Ja beim Donautrail ist man noch „Mensch“ und nicht nur „Startnummer“. Trotz des großen Andranges ist der Christoph freundlich und entspannt wie immer und warnt uns- schon wieder- vor dem Prinzensteig!

Das beste an einem Trailrun ist eigentlich die Tatsache dass man hinkommt, Startnummer holt und gleich losläuft. Kein Equipment hin und herräumen und schlichten, kein Überlegen ob man nicht doch nochmal aufs Klo muss (Büsche gibt’s ja genug)- Nein einfach nur hin- und los geht’s.

Wobei das mit dem Equipment heuer nicht ganz stimmt. Die Pflichtausrüstung und die ganzen Gels und Riegel die wir in unseren ohnehin vollgefüllten Trinkrucksack stopfen hängen wie die Last der Erde an unseren Schultern und die Alubecher die im Startersackerl sind klappern bei jedem Schritt. Samweis aus Herr der Ringe lässt grüßen 😊

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Um 8 Uhr geht’s los und wir starten – Viel zu schnell diesmal. Wir lassen uns mit der Masse etwas mitreißen und brauchen heuer relativ lange bis wir unseren gemütlichen „Trailschritt“ finden. Das Wetter ist kühl und kaum sind wir auf dem Weg auf die Gis (Den ersten von 4 Gipfeln) regnet es schon. Durchgefroren und patschnass kommen wir oben an. Leider gibt es heuer keinen warmen Iso, dafür aber Schokowaffelröllchen welche für mich jetzt während der Fastenzeit wie ein Geschenk des Himmels sind. Ein netter Helfer bei der Labestation ermutigt einen mit den Worten „Fastenzeit- Ramadan- beim Donautrail ist heute alles ausgesetzt“ zum Zugreifen.

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Wir laufen aber relativ flott weiter um nicht auszukühlen. Und dann sind wir wieder drinnen in unserer Taktik- Berg auf gehen, Berg ab traben und in der Flachen Laufen. So verfliegen die Kilometer und auch der bis jetzt schlimmste Part für mich – Der Aufstieg zum Pöstlingberg (Gipfel Nr 2)- sind relativ gut geschafft. Man vergisst vor lauter Tratschen heuer fast aufs Photo machen und findet auch ganz viele Gesprächspartner am Weg.

Bei dem Koglerauer Spitz sind wir auch schon am 3ten Gipfel angekommen und stärken uns diesmal mit einem leckeren Linseneintopf und Leinsamen-Erdäpfeln. Immer wieder sind wir überrascht, was man bei so einem Trailrun alles essen kann. Beinahe könnte man das ja „Genusslauf“ nennen.

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Jetzt wird’s auch spannend, denn ab jetzt trennen sich die Wege und wir laufen auf der 55km Strecke weiter. Diese führt uns durch nette kleine Wäldchen, die doch noch viele Unwetterschäden vorweisen, an tollen Wohngegenden und Häusern vorbei, wir treffen viele Tiere am Wegesrand und sind begeistert von der Blumenpracht in dem wunderschönen Oberösterreich.

In Ottensheim angekommen geht’s eigentlich nur flach an der Donau entlang und jetzt merken wir schon zum ersten Mal, dass wir schon einiges in den Haxn haben. Es zieht, man läuft nicht mehr rund und wenn man mal geht will man eigentlich gar nicht mehr „anlaufen“. Wir traben aber weiter und kommen zum Kraftwerk welches uns über die Donau auf die andere Seite bringt. Auch mal ein Erlebnis über so eine Schleuse zu spazieren. Wieder regnet es uns ein- diesmal heftiger, aber wir kämpfen weiter und kommen nach Wilhering. Es ist weit vor 18 Uhr und wir freuen uns. So jetzt kommt ja nur mehr der Prinzensteig. Wir sind gespannt was uns erwartet. Schließlich war das Höhenprofil sehr flach und zeigte höchstens 100m Steigung und es sind ja auch nurmehr 15km bis nach Linz. So schlimm wird’s nicht werden.

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Kaum sind wir am Beginn will man aber gleich wieder umdrehen. Und ab jetzt gehen wir durch die Hölle. Eine Gatschpartie liegt vor uns, das einem graust. Man rutscht und hält sich an allem fest was am Wegesrand wächst.

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Wir helfen uns gegenseitig über hüfthohe Baumstämme, klettern auf Felsen und halten uns, dass keiner von uns den Abhang runterfällt. Mit schwindenden Kräften und einem Körper der sich am liebsten einfach nur hinsetzen mag, kämpfen wir weiter. Oiso Leute echt… des derf ma ned unterschätzen. Nun wissen wir, warum Christoph das so oft erwähnt hat und wir fragen uns, ob das wirklich alles so klug war.

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Kaum sind wir über den Steig drüber geht’s aber in ein kleines Ortschafterl und wir denken wir habens geschafft. Vor lauter Anstrengung und Müdigkeit stehen mir die Tränen. Aber hey es sind nur mehr 8km ins Ziel. Das is ja nimma viel wos soi da schon nu kommen. Dann überholen uns zwei Mädels und meinen:“ Nur mehr über den Berg da drüber, dann habt ihrs geschafft.“ Und i heul zum ersten Mal. Eigentlich mag ich garnimma, aber wie Horst sagt: “Jetzt aufhören wär auch blöd“. So kämpfen wir uns auf den nächsten Berg und wenn man glaubt es kann nimma schlimmer kommen….tja… muss i erwähnen dass da nur Stufen raufgegangen sind??? Oiso da ist der Schlossberg in Hainburg a Schaß dagegen, echt.

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Endlich oben genießen wir nur einen kurzen Ausblick von der Franz Josephs Warte (Gipfel Nr 4) und machen uns bereits im Dunklen auf den Abstieg. Dieser geht eigentlich nur mehr im Autopilot. Einen Schritt vor den Anderen, nicht an die Schmerzen denken, nicht aufhören und einfach weitermachen. Dann ist die Linzerie endlich im Blick. Davor steht eine Gruppe Menschen und applaudiert. Und i heul schon wieder. Drinnen wird man empfangen wie der König höchstpersönlich. Man fährt mit der Rolltreppe ins Ziel und wir holen uns unsere wohlverdiente Medaille ab! Und dass i schon wieder heul, muss i wohl kaum erwähnen. 😊

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Unser Taxifahrer ist schon da und wartet auf uns. Schon geht’s ab nach Hause. Am Heimweg merken wir schon was wir unserem Körper diesmal angetan haben. Schüttelfrost sodass wir uns nicht mal alleine die Jacken öffnen können, Beine die sich kaum mehr beugen lassen und Schultern die so verspannt sind, dass wir kaum noch die Köpfe drehen können. Als ich meine Mama dann gesehen hab hatte sie diesen „wennst jetzt nu jünger wärst, hättest für den Blödsinn Fernsehverbot kriegt“ Blick draufgehabt. Aber ja. Das Erlebnis warst wert.

Zufrieden nehmen wir den Streckenplan vom Naschkasterl und beschließen, dass wir das nächste Abenteuer (75km) erst dann angehen, wenn im Nordburgenland Berge wachsen…. Wobei die Kasterltür so ohne Streckenplan schon ganz schön leer ausschaut. 😊

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