M Austria – 18. Juni 2023 2016 war mein erster Ironman hier in Klagenfurt, heuer war es meine 5. Auflage. Insgesamt mein 7. IM – und ich muss sagen: Jeder ist anders und man weiß nie, wie es ausgeht. Aber alles der Reihe nach.
OD in Neufeld eine Woche vor dem IM. Wie 2022 mache ich eine Woche vor der Langdistanz eine Olympische, weil es im letzten Sommer auch geklappt hat und ich beim IM Vichy ein tolles Rennen hatte mit Platz 3 in meiner AK. Meine Leistung passt, doch eine Sekunde auf oder ab bzw. 10cm mehr oder weniger entscheiden über die nächsten Monate. In dieser Sekunde hab ich gefühlt viele Bilder im Kopf gehabt. Der Ironman in 7 Tagen war eines davon. Ich hatte meinen Schutzengel an meiner Seite, denn ich hab noch andere Sachen vor („Danke Mutti“)

Wolfgang und ich reisen am Donnerstag an. Wie jedes Jahr sind wir am Camping Platz, also mitten im Geschehen. Freitag und Samstag sind sehr entspannt, endlich mal Urlaub. Samstagmorgen geht’s dann schon los mit Schwimmtraining, WK-Besprechung und Check-in. In der Wechselzone wird ein Foto von mir gemacht – für Werbung oder so. Ich frage nicht nach, wofür das ist, ich sage nur, es soll mir Glück bringen (Anm.: ich bin im IM Klagenfurt 2023 Video zu sehen).

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Sonntag 4 Uhr geht’s los. Wie jeden Morgen zuerst Mobility, damit ich mich bewegen kann (wie gesagt, bin in der AK50 und mache das seit Jahren). Um 5 Uhr wandern Wolfgang und ich zur Wechselzone, um 6 Uhr dann nochmals zum Camping Platz und kurz vor 6:30 Uhr sind wir im Strandbad. Die Profis starten gerade. Ab 6:40 sind die Age-Grouper dran. Die Spannung steigt jetzt zur Spitze an. Muss so sein. Eines nach dem anderen. Immer im Fokus bleiben.

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7:25 Uhr bin ich dran Das ist „mein“ Tag. Mach was draus, Mädel !! Schwimmen ist voll leiwand. Ja, das sage ICH. Da hat sich in den letzten Monaten sehr viel getan. Ich mache es gern, die vielen Trainingsstunden samt Anreise lohnen sich. Am Weg zur Wechselzone – das ist ca. 1km – stürze ich in der Kurve auf mein rechtes Knie (Anm.: mein Meniskus-operiertes Knie). Schmerz, Aufstehen, Durchatmen – und weiter geht’s …. laufend zu T1.

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Wolfgang sagt mir am Rand, dass ich gut geschwommen bin und dass ich in der Wechselzone Zeit gut machen soll. So ist es auch. Von Platz 18 auf Platz 10. Meine Schwimmzeit 1:19:05 Am Rad geht es mir gut. Dass ich die Strecke kenne, ist ein großer Vorteil. So kann ich bergab Tempo machen und „fliegen“, wo andere die Beine hängen lassen. Auch die Verpflegung klappt wie ausgemacht. Mehr Kohlenhydrate (so wie im Training) und somit ist mehr möglich. Nach 6:14:05 ist der Rad-Spaß auch wieder vorbei.

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In der Wechselzone geht’s etwas holprig zum Dixi Klo und dann ab nach draußen. Nur mehr 42km mit guter Stimmung am Rand !! Ab den ersten 100m ist er dann da – der Schmerz – an der linken Fußsohle. Was soll das? Meine Plantarfaszie sticht bei jedem Schritt. Ich kann nur über die Ferse abrollen. Bin schon ewig nicht mehr so gelaufen. Das muss weg. Die Anfangspace passt gut, aber ich weiß, so geht’s nicht weiter. Wolfgang sagt mir am Rand, dass ich reinkommen werde. Ok, Schmerz ausblenden und laufen. Nach 4km zieht auch der untere Rücken (meine Problemstelle). Mein Laufstil ist holprig. Nein, so geht das nicht. Ich kann so nicht weiter. Ich muss abrechen. Was ist, wenn der Schmerz in der linken Sohle zum Ermüdungsbruch wird? Aber was ist, wenn nicht? Was tut mehr weh oder was tut länger weh? Der Schmerz im Körper in den nächsten Stunden oder der Schmerz im Kopf in den nächsten Wochen,
weil ich versagt habe? Weiterlaufen. Dranbleiben. Sich von einer Bestzeit verabschieden und das Ding durchziehen. Ich möchte ins Ziel kommen, möchte alle Emotionen durchlaufen, möchte das Rundum-Paket. Da ist der Schmerz dabei. Es gibt ihn immer. Mal vor Anstrengung, weil du einfach ein hohes Tempo läufst – oder weil es ein Problem gibt. Ich kämpfe mich durch. Spaß ist es keiner.

Es ist auch ein richtig toller Sommertag. Leider hatten wir heuer zu wenig Hitzetage davor zwecks Anpassung. An jeder Labe wird gegangen und Wasser über den Kopf geschüttet. Die Athleten gehen auch zwischen den Laben. Es leidet jeder.

Immer wieder versuche ich in meinen Laufstil zurückzufinden und über die Mitte abzurollen. Schmerz hau’ ab. Dann endlich – ca. ab Km20 ist er weg und ich kann laufen. Doch leider ist da keine normale Pace mehr möglich. Ich kämpfe mich durch, die Km verfliegen doch irgendwie. Wolfgang steht oft am Rand und spricht mir gut zu. Es ist auch für ihn ein anstrengender Tag. Zum Beginn des Marathons bin ich 9. Dame und ich halte mich an der Stelle bis etwa Km40. Es geht jedem schlecht. Mein Laufen ist gefühlt noch immer schneller als bei anderen. Ich gehe nur durch die Labe. Denn Gehen tut mit dem Fuß genauso weh. Bin voll im Fokus. Verpflegung passt. Vielleicht etwas weniger Kohlenhydrate, da ich langsamer unterwegs bin. Weiter kämpfen. Abgerechnet wird im Ziel. Das ist das Gesetz der Langdistanz. So ca. 500m vor dem Ziel dann ein Randstein mit Schotter danach. An dieser Stelle habe ich schon davor immer aufgepasst. Doch jetzt ist mein Kopf nicht mehr so klar. Ich stolpere, stürze zu Boden. Richte mich schnell auf und möchte weiterlaufen. Doch da ….. bumm… und ran an die Stange vom Verkehrszeichen. Auweh… Krönchen richten und weiter geht’s. Oida …. Mädel …. reiss‘ dich zusammen die Zuschauer hatten was zum Sehen. Ich hab mich eigentlich nicht mehr gespürt. So – jetzt ab ins Ziel. Mädel – du hast es geschafft !!!

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Mein Kopf war stärker Marathonzeit: 4:43:38 Total 12:29:11 AK50 10.Platz Österr. Staatsmeisterschaften AK50 3. Platz (das hab ich erst am Montag bei der Siegerehrung erfahren. Dachte ich lieg auf Platz 4.)

Im Ziel steht gleich Wolfgang. Er hat mich durch den Marathon gepusht. Danke dafür Bin dann gleich ins Zelt zur Zielverpflegung gegangen, weil mir nicht besonders gut war. Konnte nicht stehen, nicht sprechen, konnte gar nichts. Ich kenne diese Symptome von früheren Rennen, doch heute war es wieder anders. Drüben im Irondome (Zelt) war ich unfähig, mir Essen oder Trinken zu holen. Hab mich gesetzt und war komplett Energie leer. Anders als sonst. Italiener wollten mit mir quatschen, aber ich hab kein Wort raus gebracht. Nach einer halben Stunde auf der Holzbank liegen und 3 Bissen Chili kosten, bin ich zu den Sanitätern gegangen, um mir eine Infusion zu holen. Ich wusste, wenn ich noch länger warte und nichts trinke, wird es noch schlimmer. Nach 3 Infusionen und einer weiteren Stunde liegen wurde es besser. Nur meine Füße waren etwas schmerzhaft. Jetzt beide, nicht nur der linke. Aber egal, Hauptsache die Sohle hat sich beim Lauf beruhigt. Aus-checken mit Wolfgang, also ein Spaziergang zur Wechselzone, ein Mitternachtsnack und ab ins Bett.

Am Morgen dann ein Blick auf meinen rechten Fuß. Der ist beim Großzehengelenk dick und rot. Wo kommt das her? Jetzt ist mir vieles klar. Ich hab die Schmerzen am linken Fuß nur ausgeblendet. Das hat mir zusätzlich Energie gekostet. Beim Sturz vor dem Zieleinlauf muss ich mich am rechten Fuß verletzt haben. Ich hab’s einfach nicht mehr gespürt. Nach dem Ziel war mein Kreislauf deshalb im Keller. Der Kopf stand eindeutig über dem Körper.

Krönender Abschluss dann am Montag waren die Siegerehrung der Staatsmeisterschaften und die Slotvergabe. Heute war MEIN Tag. Nach dem 3. Platz in Vichy im letzten Sommer, wo es nur einen Slot gab, schaute ich durch die Finger. Aber ich wusste, ich hol ihn mir, den Slot, bald – ich muss es nur wollen und daran arbeiten – und daran glauben.

Es gab 7 Slots in meiner AK. Platz 1 bis 3 haben zugeschlagen. Und dann…. ein unbeschreibliches Gefühl, wenn du weißt, was gleich passieren wird – in deiner Vorstellung und in der Realität. Ich höre meinen Namen und kann plötzlich wieder laufen, sogar die Rampe hinauf auf die Bühne.

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Ich hab ihn Auf nach Hawaii

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